Prinzip der Kostenwälzung 

Verwendung

Zweck der Kostenwälzung ist, die Herstellkosten für alle Materialien in einer mehrstufigen Fertigungsstruktur in der Kalkulation des übergeordneten Materials zu berücksichtigen. Dabei erfolgt die Kostenwälzung anhand der Kalkulationsstufen automatisch:

  1. Zuerst werden die Kosten für die Materialien in der untersten Kalkulationsstufe ermittelt und Kostenelementen zugeordnet.
  2. Dann werden die Kosten für alle Materialien in der nächsthöheren Kalkulationsstufe (z.B. Halbfabrikate) ermittelt. Die Kosten für die zuerst kalkulierten Materialien werden nach oben gewälzt und bilden einen Teil der Herstellkosten in der nächsthöheren Kalkulationsstufe.

Dieser Prozeß wiederholt sich, bis die Kalkulationsergebnisse des obersten Materials (z.B. das Fertigfabrikat) die Herstellkosten für jedes Material in der Fertigungsstruktur enthalten.

Für die Kalkulation ordnen Sie im Customizing der Produktkostenplanung die Kosten verschiedenen Kostenelementen zu. Die Kostenelemente gliedern die Kosten eines Materials. Bei der Kostenwälzung werden die Daten für diese Kostenelemente in den Kalkulationsergebnissen zum übergeordneten Material weitergegeben (siehe Abbildung).

Die Datenstruktur nennt man Kostenschichtung. Die Ergebnisse einer Materialkalkulation ( mit und ohne Mengengerüst) werden immer in Form einer Kostenschichtung gespeichert. Die Struktur der Kostenschichtung (d.h. die Anzahl Kostenelemente) ist für alle Materialien in der Kalkulation gleich.

Es kann innerhalb einer mehrstufige Fertigungsstruktur aber auch Kosten geben, die nicht nach oben gewälzt werden sollen, z.B. Vertriebs- und Verwaltungskosten. Im Customizing der Produktkostenplanung legen Sie pro Kostenelement fest, ob die zugeordneten Kalkulationsergebnisse gewälzt werden sollen.

Funktionsumfang

Materialien in einer Stückliste nennt man Stücklistenkomponenten. Dabei kann es sich um ein Material ohne eigene Stückliste (Einsatzmaterial, Kaufteil, Rohstoff) oder ein Material mit einer eigenen Stückliste (Baugruppe) handeln. Wenn das Erzeugnis eine mehrstufige Struktur hat, werden die Kosten für die Einsatzmaterialien ermittelt und bei der Kalkulation der nächsthöheren Baugruppe berücksichtigt.

Die Struktur der Stückliste legt fest, in welcher Reihenfolge die Materialien kalkuliert werden. Das System löst die Stückliste von oben nach unten auf, vergibt Kalkulationsstufen und kalkuliert dann von unten nach oben. Die Stücklistenkomponenten mit der niedrigsten Kalkulationsstufe (bzw. größten Dispositionsstufe) werden als erstes kalkuliert, dann die Stücklistenkomponenten (die Baugruppen) mit der nächsthöheren Kalkulationsstufe, usw. bis hin zum obersten Material. Die ermittelten Kosten werden dabei nach oben gewälzt.

Für jede kalkulierte Stücklistenkomponente wird eine Kostenschichtung erzeugt, die die Kosten nach z.B. Materialkosten, Fertigungskosten, und Kosten für Fremdbezug unterscheidet. Das Kostenelement Materialkosten für das Fertigfabrikat enthält somit alle Materialeinsatzkosten der untergeordneten Stücklistenkomponenten. Die Struktur dieser Kostenschichtung wird im Customizing der Produktkostenplanung über ein Elementeschema festgelegt.

Die Kalkulation kann die Herstellkosten auch für Materialien ermitteln, die in einem anderen Werk gefertigt werden, solange die zwei Werke demselben Kostenrechnungskreis zugeordnet sind und die Buchungskreise der Werke dasselbe Elementeschema verwenden. In diesem Fall muß die Struktur der Kostenschichtung in beiden Werken gleich sein.Weitere Informationen finden Sie unter Übernahme vorhandener Kalkulationsdaten bzw. Sonderbeschaffung in der Kalkulation.

Wenn schon eine Kalkulation zum Material erstellt wurde, kann das System die ermittelten Kosten gegliedert nach Kostenelementen in die Kalkulation des übergeordneten Materials übernehmen.

Wenn keine Kalkulation zum Material vorhanden ist, übernimmt das System gemäß der Bewertungsvariante einen Preis aus dem Materialstammsatz (Siehe auch: Rohstoffkalkulation).

Sie können die Materialkosten durch eine additive Kalkulation ergänzen, die eigene Kostenelemente enthält. Dadurch können Sie Kosten in die Kalkulation einbeziehen, die zwar tatsächlich entstehen, aber im Rahmen der maschinellen Kalkulation nicht automatisch berücksichtigt werden. Solche Kosten sind z.B. Fracht- und Versicherungskosten, Umlagerungskosten, unvollständige Stücklisten und Arbeitspläne. Für Rohmaterialien können Sie auch eine eigene Kalkulation anlegen. Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt Rohstoffkalkulation.

Die additiv, d.h. manuell erfaßten Kosten können vom R/3-System nur für Planungszwecke berücksichtigt werden.

Die Kostenschichtung wird in der Währung des Buchungskreises fortgeschrieben, dem das Material zugeordnet ist.

Zusätzlich können die Kalkulationsergebnisse in Kostenrechnungskreiswährung fortgeschrieben und angezeigt werden. Die Kostenschichtung wird dann in beiden Währungen gewälzt. ( Siehe auch: Währungen in der Kalkulation)

Sie können die Kostenrechnung im R/3-System als Vollkostenrechnung und als Teilkostenrechnung abbilden. Als Teilkostenrechner beachten Sie, daß Sie bei der Definition der Kostenelemente nur den variablen Bestandteil der Leistungsarten als bestandsbewertungsrelevant kennzeichnen. Dadurch werden bei internen Leistungsverrechnungen, auch wenn sie im Zuge einer Rückmeldung erfolgen, die relevanten Kostenstellen nur um den variablen Anteil der Leistungsartentarife entlastet. Den fixen Anteil können Sie am Periodenende per Umlage direkt an die Ergebnisrechnung (CO-PA) weiterleiten. Die variablen Herstellkosten des Umsatzes werden bei Faktura an das CO-PA weitergeleitet.

Siehe auch: