Standardpreis bei bewertetem Kundenauftragsbestand 

Verwendung

Wenn Sie mit dem bewerteten Kundenauftragsbestand arbeiten, kann der Standardpreis oftmals nicht aus einer auftragsneutralen Plankalkulation zum Material abgeleitet werden. Die Standardpreisermittlung erfolgt gemäß den Einstellungen in der Bedarfsklasse.

Voraussetzungen

Einstellungen zur Bewertung des bewerteten Kundenauftragsbestandes nehmen Sie im Customizing des Kundenauftrags-Controlling vor unter ® Steuerung der Kundenauftragsfertigung ® Bedarfsklassen überprüfen.

Im Feld Bewertung definieren Sie, ob der Kundenauftragsbestand

In diesem Falle wird der Standardpreis in einem Bestandsbewertungssegment für einzelbestandsgeführte Materialien fortgeschrieben. Wie der Standardpreis ermittelt wird, ist von der Einstellung des Feldes ohne Bewertungsstrategie in der Bedarfsklasse abhängig. Preise und Bestandswerte werden im Kundenauftragsbestand angezeigt (siehe auch: Bewerteten Sonderbestand anzeigen)

In diesem Falle erfolgt die Bewertung des bewerteten Kundenauftragsbestandes gemeinsam mit dem anonymen Lagerbestand. Die Bewertung erfolgt gemäß dem Preis des für das anonyme Lager gefertigten Materials. Preise und Bestandswerte werden im Materialstammsatz angezeigt.

Funktionsumfang

In diesem Abschnitt wird über die separate Bewertung von einzelbestandsgeführten Materialien mit Bezug zum Vertriebsbeleg/Projekt (Eintrag "M" im Feld Bewertung der Bedarfsklasse) berichtet.

Die Bewertung des bewerteten Kundenauftragsbestandes beziehungsweise des bewerteten Projektbestandes erfolgt beim ersten Wareneingang des einzelbestandsgeführten Materials.

Grundsätzlich wird der Standardpreis festgelegt zu dem Wert, zu dem der erste Wareneingang an das Lager erfolgt. Dies bedeutet, daß die Standardpreisermittlung direkt von der Bewertung der Wareneingänge abhängt. Wie der Preis zur Bewertung des ersten Wareneingangs festgelegt wird, steuern Sie für eigengefertigte einzelbestandsgeführte Materialien in der Bedarfsklasse mit dem Kennzeichen ohne Bewertungsstrategie.

Für fremdbeschaffte einzelbestandsgeführte Materialien wird der Bestellnettopreis als Standardpreis fortgeschreiben.

Sie können die Bestandssegmente einzelbedarfsgesteuerter Materialien im Menü der Bestandsführung anzeigen. Voraussetzung ist, daß die Bewertung mit Bezug zur Verkausbelegposition erfolgt.

Sie hinterlegen in der Bedarfsklasse mit dem Kennzeichen ohne Bewertungsstrategie, ob die Bewertung des einzelbedarfsgesteuerten eigengefertigten Materials erfolgt

Dies empfiehlt sich, wenn das gleiche Material für das anonyme Lager als auch für den bewerteten Kundenauftragsbestand produziert wird.

Relevant für die Bestandsbewertung sind nur die in der zugrundeliegenden Kalkulation als bestandsrelevant gekennzeichneten Kosten. Diese Bewertungsstrategie gilt auch beim Einsatz von Auftragsnetzen und Kostenträgerhierarchien sowie bei Kuppelproduktion.

    1. Das System liest den im Bestandssegment des einzelbedarfsgefertigten Materials eingetragenen Standardpreis ( Siehe auch: Bewerteten Sonderbestand anzeigen). Ein Standardpreis ist im Bestandssegment nur dann hinterlegt, wenn bereits ein Wareneingang erfolgt ist. Beim ersten Wareneingang erfolgt die Bewertung auf Basis einer der nachfolgenden Strategien in der angegebenen Reihenfolge. Ein über eine der Folgestrategien ermittelter Standardpreis wird in die Strategie 1 hineinkopiert und dient ab diesem Zeitpunkt als Bewertungsbasis. Eine nachträgliche Änderung dieses Wertes ist nur noch manuell möglich.

Sie können die Kalkulationssicht und die Buchhaltungssicht zum Einzelbestandssegment (zu Material, Kundenauftrag, Kundenauftragsposition) nicht manuell pflegen und nicht anzeigen.

    1. Das System ermittelt den Standardpreis auf Basis des von Ihnen gepflegten Customer-Exits COPCP002 Materialbewertung bewerteter Kundenauftragsbestand.

Der Einsatz des Customer-Exits empfiehlt sich

So können Sie den Customer-Exit zum Beispiel nutzen, wenn Sie die Bewertung einzelbestandsgeführter Materialien auf der Basis der Komponenten eines Planauftrages in der Serienfertigung vornehmen möchten (siehe auch: Ausgewählte logistische Prozesse und Kostenträger; Produktkostensammler bei Kundenauftragsfertigung).

Lesen Sie gegebenenfalls die Dokumentation zum Customer-Exit.

    1. Das System ermittelt den Standardpreis auf Basis einer Kundenauftragskalkulation oder einer Auftragsstücklistenkalkulation. Eine Kundenauftragskalkulation kann die Methode der Einzelkalkulation oder der Erzeugniskalkulation verwenden. Die Auftragsstücklistenkalkulation verwendet die Methode der Erzeugniskalkulation.

Sie können eine Erzeugniskalkulation zur Kundenauftragskalkulation auch mit der Einzelkalkulation nachbearbeiten.

Soll der Standardpreis im Falle des bewerteten Kundenauftragsbestandes durch eine Kundenauftragskalkulation ermittelt werden, so muß die Kundenauftragskalkulation vorgemerkt sein.

Soll der Standardpreis im Falle des bewerteten Kundenauftragsbestandes durch eine Auftragsstücklistenkalkulation ermittelt werden, so muß diese Auftragsstücklistenkalkulation vorgemerkt sein.

In einer Kundenauftragskalkulation können Verwaltungs- und Vertriebskosten zur Berechnung der Selbstkosten ermittelt werden. Die Kosten werden aus der Elementesicht "Selbstkosten" in die Konditionsart übernommen.

Die Verwaltungs- und Vertriebskosten sind nicht bestandsbewertungsrelevant. Sie werden vom System R/3 nicht zur Bewertung des Kundenauftragsbestandes herangezogen, da das System nur die bestandsbewertungsrelevanten Positionen des Einzelnachweises berücksichtigt.

Im Gegensatz zur Vormerkung einer Plankalkulation zum Material führt der Status VORGEMERKT bei einer Kundenauftragskalkulation nicht dazu, daß der ermittelte Wert im Bestandssegment des Kundenauftragsbestand fortgeschrieben wird. Ein einmal im Bestandsegment eines einzelbedarfsgesteuerten Materials hinterlegter Standardpreis ist nur noch manuell änderbar. Wurde der Standardpreis also bereits durch den o.g. Customer-Exit ermittelt, dann kann die nachträgliche Erstellung einer Kundenauftragskalkulation diesen Standardpreis nicht mehr überschreiben.

Da der Planwert erst nach dem ersten Wareneingang im Bestandssegment des einzelbedarfsgesteuerten Materials hinterlegt wird, können Sie bis zum ersten Wareneingang die Kalkulation beliebig oft wiederholen. Dabei wird jeweils die aktuelle Kalkulation mit dem Status VO (vorgemerkt) die sein, die bei Wareneingang zur Bewertung des Materials herangezogen wird.

Wenn Sie nach dem ersten Wareneingang eine neue Kalkulation mit dem Status VO (vorgemerkt) laufen lassen, können Sie möglicherweise den der Bewertung des Wareneingangs zugrunde liegenden Preis nicht mehr nachvollziehen. Führen Sie im Periodenabschluß eine Abweichungsermittlung durch, so wird in diesem Falle eine Verrechnungspreisabweichung ausgeweisen.

Ist der Status der Kundenauftragskalkulation nicht vorgemerkt oder ist keine Kundenauftragskalkulation vorhanden, dann wird der Standardpreis auf Basis unten beschriebenen Strategie ermittelt.

Sie steuern im Customizing des Produktkosten-Controllings unter Kostenträgerrechnung ® Kundenauftrags-Controlling ® Steuerung der Kundenauftragsfertigung ® Bedarfsklassen überprüfen mit dem Kennzeichen Kalkulation, daß der Status VO (vorgemerkt) automatisch gesetzt werden soll, indem Sie ein "B" eingeben. Dies empfiehlt sich insbesondere bei kundenauftragsbezogener Massenfertigung, da in diesem Fall das manuelle Setzen des Status sehr aufwendig wäre.

    1. Das System ermittelt den Standardpreis auf Basis der Fertigungsauftragskalkulation oder der Plankosten zum PSP-Element. Gibt es aufgrund von Teillieferungen mehrere Fertigungsaufträge zur gleichen Kundenauftragsposition, so gilt der Standardpreis der sich aufgrund des am ersten abliefernden Fertigungsauftrages ergibt (siehe Strategie 1).

Ist eine solche Vorkalkulation nicht erfolgt, dann wird der Standardpreis auf Basis der folgenden Strategie ermittelt.

    1. Wenn Sie das gleiche Material für den anonymen Lagerbestand und für den bewerteten Kundenauftragsbestand fertigen, so übernimmt das System den Wert aus dem Materialstammsatz des sammelbedarfsgesteuerten Materials. Der dort eingetragene Standardpreis kann auf verschiedene Art entstanden sein, beispielsweise durch eine Plankalkulation zum Material.

Wenn Sie den Standardpreis mit einer Erzeugniskalkulation zum Material oder zur Kundenauftragsposition ermitteln, dann erzeugt das System eine Plankostenschichtung nach Kostenelementen, die Sie in die Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA) übernehmen können.

Sie haben ab Release 4.0A die Möglichkeit, eine auf Basis einer Kundenauftragskalkulation erzeugte Plankostenschichtung in die Ergebnisrechnung zu übernehmen. Sie definieren die Übernahme im Customizing der Ergebnis- und Marktsegmentrechnung unter Stammdaten ® Bewertung ® Erzeugniskalkulation ® Zugriff auf die Erzeugniskalkulation definieren mit dem Kennzeichen Kundenauftragskalkulation übernehmen.

Voraussetzung ist, daß Sie die Plankosten zur Kundenauftragskalkulation mit einer Erzeugniskalkulation ermitteln.

Wenn Sie den Standardpreis auf Basis einer Vorkalkulation zum Produktionsauftrag ermitteln oder aus dem Materialstammsatz übernehmen, dann können Sie keine Kostenschichtung in die Ergebnisrechnung übernehmen.

Wenn Sie die Plankosten mit einer Einzelkalkulation ermitteln oder die Erzeugniskalkulation mit der Einzelkalkulation nachbereiten, können Sie keine Kostenschichtung in das CO-PA übernehmen.

Wenn Sie einen Wareneingang stornieren, so gilt weiterhin der beim ersten Wareneingang fortgeschriebene Standardpreis. Der Storno des Wareneingangs storniert also lediglich die Warenbewegung, nicht aber die Fortschreibung des Standardpreises. Bei einem neuen Wareneingang wird der bestehende Standardpreis auch nicht überschrieben.

Legen Sie also nach dem Storno des Wareneingangs beispielsweise eine neue Kundenauftragskalkulation an und merken diese vor, so wird diese nicht zur Bewertung herangezogen. Allerdings wird diese Kalkulation dann bei der Abweichungsermittlung im Rahmen der Ermittlung der Gesamtabweichung für die Sollkostenermittlung verwendet. Die Differenz zwischen dem Gesamtwert der neuen Kundenauftragskalkulation und dem Standardpreis weist das System - wie bereits oben beschrieben - als Verrechnungspreisabweichung aus (siehe auch: Abweichungen bei bewertetem Kundenauftragsbestand).

Wurde der Standardpreis für das Material über eine Plankalkulation ermittelt, so werden die Kosten nicht nur in Summe, sondern auch gesplittet nach fixen und variablen Kosten fortgeschrieben. Auf diese Weise können die fixen und variablen Kosten für Eigenleistungen und Zuschläge bei der Fertigung dieses Materials entsprechend berücksichtigt werden.

Siehe auch:

Informationen zur Bewertung bei Lieferung an das Lager finden Sie im Abschnitt:

Bewerteter Kundenauftragsbestand: Bewertung

Weitere Informationen zu verbundenen Themen finden Sie in den Abschnitten:

Planwertermittlung im Kundenauftrags-Controlling ff., insbesondere Kundenauftragskalkulation

Ausweis der Mittelbindung im Bestand

Auftragsnetz

Kostenträgerhierarchie

Informationen zur Plankalkulation zum Material und zur Kostenschichtung finden Sie im Dokument Produktkostenplanung.

Wenn Sie mit dem Customer-Exit COPCP002 arbeiten möchten, so lesen Sie die Dokumentation zu Customer Exits BC-Änderungen des SAP-Standards.