Zinsen in der Im-Bau-Phase 

Verwendung

Für bestimmte Rechnungszwecke oder aufgrund der gesetzlichen Anforderungen in manchen Ländern ist es erforderlich, das in eine Anlage im Bau investierte Kapital mit Zinsen zu belasten. Diese Zinsen sollen dann ganz oder teilweise auf der betroffenen Investitionsmaßnahme aktiviert werden.

Funktionsumfang

Deshalb ist es im R/3-System IM möglich, Zinsen automatisch zu berechnen und bewertungsbereichsspezifisch auf die jeweiligen Anlagen im Bau zu aktivieren. Zinsen lassen sich allerdings nur für Investitionsmaßnahmen berechnen, die als Projekte geführt werden (keine Aufträge).

Die entsprechenden Systemeinstellungen nehmen Sie im Projekt-Customizing unter Projektsystem ® Kosten ® Automatische und periodische Verrechnung ® Verzinsung vor.

Wenn Sie Zinsen nur für kalkulatorische Zwecke benötigen (keine Aktivierung) können Sie hierfür die entsprechenden Funktionen des Systems FI-AA (Anlagenbuchhaltung) verwenden. Dort ist es möglich, im Rahmen der Abschreibungsberechnung mit Hilfe eines entsprechenden Zinsschlüssels Zinsen für die zu einer Investitionsmaßnahme gehörige Anlage im Bau berechnen zu lassen. Diese Zinsen können dann auf ein eigenes Konto und auf einen CO-Empfänger (insb. Kostenstelle) kontiert werden.

Zinskennzeichen

Die Vorschriften zur Berechnung der Zinsen können Sie mit Hilfe eines Zinskennzeichens festlegen. Zu diesem Kennzeichen können allgemeinen Konditionen (z.B. Kalender, Rechnung von Zinseszinsen) und die folgenden zeitabhängigen Konditionen angegeben werden:

Wenn Sie keinen Referenzzinsatz angeben, verwendet das System automatisch nur den Zusatzzinsatz für die Berechnung der Zinsbeträge.

Zinsschema

Da zu einem Projekt unter Umständen parallel Zinsen mit unterschiedlichen Konditionen gerechnet und auf unterschiedlichen Konten gebucht werden sollen, sind in einem sogenannten Zinsschema die jeweils zu verwendenden Zinskennzeichen festlegbar. Der Schlüssel für dieses Zinsschema kann dann im PSP-Element mit Vorschlag aus der Projektdefinition oder aus dem Projektprofil angegeben werden.

Neben den Konditionen im Zinskennzeichen können Sie im Zinsschema noch folgende Festlegungen für die Berechnung der zu aktivierenden Zinsen auf Projekten treffen:

Grafik: Customizing-Einstellungen für die Zinsberechnung

Grafik: Zinsschema mit mehreren Zinssätzen

Kostenart/Zinsen

Für die Zinsberechnung müssen Sie außerdem festlegen, welche Kostenarten zinsrelevant sind. Sie können hierfür Kostenarten zu sogenannten Wertkategorien zusammenfassen. Durch die Zuordnung zu einem Zinsschema zeichen Sie diese Wertkategorie als zinsrelevant aus.

Zinsen werden mit einer Kostenart gebucht, die Sie per Customizing mit Hilfe eines Kontensymbols bestimmen können (Projektsystem ® Kosten ® Automatische und periodische Verrechnung ® Verzinsung ® Verbuchungssteuer ® Kostenarten für Verzinsung bearbeiten). Im Abgrenzungsschema der jeweiligen Investitionsmaßnahme können Sie dann festgelegen, in welchen Bewertungsbereichen der zugehörigen Anlage im Bau diese Kostenarten in welchem Umfang zu aktivieren sind (siehe Periodische Abrechnung auf AiB ). Auf diese Weise lassen sich Zinsen wahlweise in bestimmten Bewertungsbereichen aktivieren und in anderen nicht. Wenn Sie keine spezielle Festlegung für die Zinskostenart treffen, wird Sie automatisch in allen Bewertungsbereichen aktiviert.

Berechnung der Zinsen

Das System verzinst die Salden aus Be-/Entlastungen und Gesamtabrechnungen auf einem PSP-Element tagesgenau. Wenn periodisch auf AiB abgerechnet wird, verzinst das System nur die Werte, die auf Anlage im Bau aktiviert wurden. Als Bemessungsgrundlage dient dabei der Bewertungsbereich, der im jeweiligen Zinskennzeichen spezifiziert wurde. Die als Kosten auf CO-Empfänger vorabgerechneten oder als neutralen Aufwand abgegrenzten Beträge werden nicht verzinst.

Eigenleistungen berücksichtigt das System mit ihrem Buchungsdatum. Bei Fremdleistungen werden wahlweise nur die echten Zahlungsbeträge mit ihrem jeweiligen Valutadatum (unabhängig vom Buchungsdatum der eigentlichen Belastung) oder ebenfalls das Buchungsdatum berücksichtigt (Customizing: Projektsystem ® Kosten ® Automatische und periodische Verrechnung ® Verzinsung ® Zinsschemata ® Zinsrelevanz für Wertkategorie). Anzahlungen werden damit bereits ab dem Datum der Anzahlung verzinst. Umgekehrt können Fremdleistungen mit langen Zahlungszielen bereits vor der Zahlung endabgerechnet sein, so daß gar keine Zinsen gerechnet werden.

Nach einer vollständigen Gesamtabrechnung erreicht ein PSP-Element Saldo Null, so daß danach keine Zinsen mehr gerechnet werden.

Um auf einem Projekt das Rechnen von negativen Zinsen zu verhindern, sollten im Customizing keine Habenzinssätze für die benutzten Zinskennzeichen definiert sein.

Zinseszinsen

Über die Kostenart, mit der die Zinsen gebucht werden, können Sie festlegen, ob das System Zinseszinsen rechnen soll. Wenn Sie keine Zinseszinsen berechnen möchten, müssen Sie eine Kostenart wählen, die als nicht zinsrelevant definiert ist. Wenn das System Zinseszinsen berechnen soll, müssen Sie eine zinsrelevante Kostenart wählen. Die Zinsrelevanz legen Sie im IM-Customizing für sogenannte Wertkategorien fest. Eine Wertkategorie ist die Zusammenfassung mehrerer Kostenarten (bzw. Finanzpositionen) (Projektsystem ® Kosten ® Wertkategorien).

Im Zinsschema können Sie festlegen, in welcher Periodizität die Zinseszinsrechnung erfolgen soll. Wenn Sie ein Zinsschema verwenden, das im Bewertungsbereich, der als Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Zinsen dient, mehrere Zinskennzeichen verwendet und in einem oder mehreren Zinskennzeichen auch Zinseszinsen gerechnet werden, gilt folgendes:

Wenn die Zinseszinsen auf alle Zinsen der verschiedenen Zinskennzeichen des Bereiches gerechnet werden sollen, dann müssen Sie für alle Zinskennzeichen eine zinsrelevante Kostenart zum Buchen der Zinsen vorsehen. Umgekehrt müssen unterschiedliche Kostenarten verwendet werden, wenn Zinseszinsen nur auf die Zinsen gerechnet werden sollen, die aus demselben Zinskennzeichen ermittelt worden sind.

Beachten Sie bei der Definition der Periodensteuerung für Zinseszinsen im Customizing des Projektsystems bitte folgendes:

Tragen Sie auch im Rumpfgeschäftsjahr als letzte Periode die letzte Periode des "normalen" Geschäftsjahres ein (d.h. die Anzahl der Buchungsperioden, die in der Definition der Geschäftsjahresvariante eingetragen ist). Auch in einem verkürzten Geschäftsjahr müssen Sie als letzte Periode '12' eintragen, wenn Ihr normales Geschäftsjahr aus 12 Perioden besteht.

Die Periodensteuerung für Zinseszinsen ist so konzipiert, daß Zinseszinsen immer spätestens ab der 1. Periode des folgenden Geschäftsjahres gerechnet werden. Daher muß es immer einen Eintrag für den letzten Tag eines Geschäftsjahres geben, der auch auf die letzte Periode des Geschäftsjahres verweist.

Zinsen bei summarischer Abrechnung

Die Abrechnung von Investitionsmaßnahmen kann per Definition im Investitionsprofil summarisch erfolgen (siehe Steuerungsfunktionen des Investitionsprofils). Bei diesen Investitionsmaßnahmen ist nur eine eingeschränke Zinsberechnung möglich, da die zinsrelevanten (auf AiB abzurechnenden) Einzelposten nicht exakt ermittelbar sind. Es ist jedoch folgende Umgehungslösung möglich:

Eine exakte Zinsrechnung bei summarischer Abrechnung ist in Vorbereitung.