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Die Idee der Objektorientiertheit und deren Vorteil sei an einem Beispiel verdeutlicht:

Beispiel

Das Arbeitsgebiet des Benutzers entspreche einem Schreibtisch. Auf diesem Schreibtisch befinden sich verschiedene Dinge wie Stifte, Karteikarten, Papiere und Ordner. Der Sachbearbeiter kann sich nun einen Stapel mit Zeitschriftenartikeln (Objektklasse) heranziehen und nacheinander einzelne Artikel (Objekte) nehmen und diese lesen, mit Notizen versehen, zusammenheften oder sortieren. Unter Umständen fügt er auch bestimmte neue Artikel zum Stapel hinzu. Wenn er damit fertig ist, zieht er sich den Karteikasten heran (Objektklasse), entnimmt diesem einzelne Karten (Objekte), die er liest oder darauf Notizen macht. Natürlich wird er manchmal auch neue Karteikarten hinzufügen.

Vorteil einer Objektorientierung

Der Sachbearbeiter erspart sich das ständige Herholen und Weglegen des Karteikastens und des Papierstapels. Er braucht aus der gerade hervorgeholten Menge von ähnlichen Dingen jeweils nur verschiedene zur konkreten Bearbeitung zu entnehmen. Erst ganz am Ende der Karteikarten-Bearbeitung legt er den Karteikasten wieder weg und zieht sich die Stifte heran, um einige davon anzuspitzen. Ein Großteil der industriellen Produktivitätssteigerung beruht genau auf der Ausnutzung dieses Prinzips, wodurch u.a. Rüstzeiten, Transportzeiten und Einlernzeiten verringert werden.

Ein zweiter Vorteil ist, daß sich der Bearbeiter nicht bereits bei der Wahl der Objektklasse auf konkrete Aktionen festlegen muß, sondern je nach Eigenschaften des Objektes die erforderliche Aktion daran vornehmen kann.

Nachteil einer Objektorientierung

Der Vorteil der Beschränkung auf eine aktuelle Objektklasse verkehrt sich allerdings dann in einen Nachteil, wenn der Sachbearbeiter abwechselnd einen Artikel lesen möchte und anschließend dazu eine Karteikarte anlegen möchte. Sein Arbeitsablauf liegt sozusagen quer zu den Objektklassen. In diesem Fall sind die vom Arbeitsablauf her sinnvollen Wechsel der Objektklassen ebenfalls durch gezielte Sprungmöglichkeiten zu unterstützen. Diese Anpassung der Interaktionsmöglichkeiten an den Arbeitsablauf des Benutzers mündet in letzter Konsequenz in die Konzeption einer Prozeßkette.

Schlußfolgerungen für das Design

Entscheidend für die Zusammenfassung einer Menge von Dingen zu einer Objektklasse ist somit einmal, daß in der Regel eine Reihe von Elementen dieser Klasse nacheinander in gleicher Weise mit gleichen Aktionen bearbeitet werden. Je besser die Zusammenfassung aller möglichen vom Benutzer bearbeitbaren Objekte zu Klassen geschieht, desto weniger braucht er eine Objektklasse zur Bearbeitung "heranzuholen" bzw. zu benennen und desto weniger braucht er die Aktion jedesmal neu zu benennen. Im Ideal braucht der Benutzer nach der Bearbeitung eines Objekts nur noch die Funktion Anderes <Objekt> zu wählen und den neuen Objektnamen einzugeben.

Der zweite genannte Vorteil des objektorientierten Vorgehens bezieht sich im Unterschied zur eben erwähnten Vorgehensweise jedoch auf die Bearbeitung des gleichen Objektes mittels verschiedener Aktionen, ohne daß er diese lange vor der Objektwahl schon planen müßte. Auch dieses sollte für den Benutzer möglich sein, so daß wir insgesamt zwei "quer" zueinander stehende Forderungen miteinander zu kombinieren haben:

Die objektorientierte Dialoggestaltung ist somit mit einer aufgaben- und benutzerorientierten Gestaltung zu kombinieren.

Objekte auf Benutzer und Aufgabe beziehen

Bei einer ungenügenden Analyse des Benutzerwissens und seiner Arbeitsabläufe kann durch eine objektorientierte Oberflächengestaltung das Problem entstehen, daß der Benutzer mit Objekten arbeiten muß, die er mental nicht in dieser Form repräsentiert hat. Er denkt oft nicht auf der Basis von Objekten, welche der abstrakten betriebswirtschaftlichen oder datentechnischen Sicht entsprechen, sondern auf der Basis von Objekten, die seinem Arbeitsablauf und seinem Arbeitsplatz entstammen.

Die Objekte sollten sich daher in jedem Fall auf die Arbeitswelt und die Arbeitsziele des Benutzers beziehen. Sie müssen ihm bekannt sein und die Begriffswelt seiner Arbeit abbilden (und nicht z.B. die Grundlage des Datenbanksystems sein). Damit können also auch Vorgänge wie "Umbuchungen" oder "Zahlungseingänge" auf der Objektklassen-Ebene möglich sein. Die Konkretheit oder "Anfaßbarkeit" ist keine definierende Eigenschaft für ein Objekt.

Das Konzept von R/3 beinhaltet die Abkehr von der starren ablauforientierten Interaktion mittels Transaktionscodes und die Hinwendung zu einer für den Benutzer flexibleren, objektorientierten Menüführung.

Unter den Stichworten Menüs - allgemeine Gestaltung, Menüleiste der Anwendungsebene und Menüleiste der Arbeitsgebietsebene wird die Umsetzung dieser Anforderungen in die Aktionsmenüs innerhalb der SAP-Anwendungen soweit wie möglich vorgenommen und vereinheitlicht.

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