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 Strategien für konfigurierbare Materialien

Definition

Ein konfigurierbares Material ist ein Material, bei dem verschiedene Varianten möglich sind.

Die Strategien für konfigurierbare Materialien ermöglichen Ihnen, Erzeugnisse mit einer nahezu unbegrenzten Anzahl möglicher Kombinationen von Merkmalen und Kombinationsschlüsseln (bisheriger Begriff: Merkmalswert) zu planen. Verwenden Sie diese Strategien, wenn Sie ein Erzeugnis mit einer realistischen Kombination von Kombinationsschlüsseln planen möchten, das keine Endmontage beinhaltet. Typische Beispiele solcher Produkte sind Autos, Aufzüge, Gabelstapler, LKW und Busse.

Varianten, wie sie unter Materialvarianten beschrieben sind, können zur Planung dieser Erzeugnisse nicht verwendet werden, da Milliarden von Varianten anlegt werden müßten. Durch die Eingabe von Einsatzwahrscheinlichkeiten für Kombinationsschlüssel erhalten Sie hingegen die Möglichkeit, Materialien mit einer großen Zahl von Varianten zu planen. Dieses Verfahren verbessert außerdem die Änderungssteuerung für die Komponenten, da die Planung von den Konstruktionsänderungen getrennt ist.

Struktur

Wie die folgenden Beispiele zeigen, kann ein konfigurierbares Material nur wenige oder auch sehr viele Varianten besitzen:

  • Ein Personalcomputer kann einige Merkmale aufweisen, z.B. Festplattenkapazität, Gehäuse, CPU, Länderversion und Farbe.

  • Ein Auto kann mehrere Hundert Merkmale besitzen, die wiederum zahlreiche Kombinationsschlüssel haben.

  • Ein Aufzug besteht aus einer großen Zahl von Merkmalen. Er kann jedoch nicht montiert werden, ohne daß neue Teile für jeden Aufzug gebaut werden.

Die Anzahl von Merkmalen und Kombinationsschlüsseln (d.h. die Anzahl von Varianten) eines Materials ist ein wesentlicher Faktor bei der Auswahl der richtigen Planungsstrategie. Die Planung weniger Varianten unterscheidet sich erheblich von der Planung Tausender oder Millionen von Varianten. Bevor Sie eine Planungsstrategie für ein konfigurierbares Material auswählen, müssen Sie die mögliche Anzahl von Varianten berücksichtigen.

  • Ein Personalcomputer kann beispielsweise mit 2 verschiedenen Arten von Festplatten, 3 Gehäusearten, 2 CPU-Typen, 2 Länderversionen und 3 möglichen Farben gefertigt werden, d.h. es existieren 72 Varianten (2 * 3 * 2 * 2 * 3).

  • Für ein Auto mit mehreren Dutzend Merkmalen kann sich eine Million Varianten ergeben.

  • Ein Aufzug kann Millionen von Standard -Varianten und eine unbegrenzte Zahl an zusätzlichen Varianten besitzen, die speziell nach Kundenanforderungen gefertigt werden.

Integration

Durch Auswahl eines geeigneten Planungsansatzes können Sie die Komplexität der Planung vermindern. Folgende Beispiele verdeutlichen dies:

  • Sie verwenden die verbrauchsgesteuerte Beschaffung für kostengünstige Komponenten und einige Software-Komponenten. Daraus folgt, daß Sie nur die teuren Komponenten vorplanen. Beispielsweise planen Sie nur CPU- und Gehäusearten vor, d.h., es ergeben sich 6 Varianten.

  • Ähnliche Ansätze können Sie auch zur Vorplanung komplexerer Erzeugnisse wie z.B. Autos und Aufzüge verwenden.

  • Eine Reduzierung der Anzahl Varianten vereinfacht die Vorplanung von konfigurierbaren Materialien. Bis zu einer bestimmten Komplexität können Sie auf Enderzeugnisebene planen. Beispielsweise können Sie die Anzahl verschiedener Personalcomputer vorplanen, wie z.B. 100 Desktop-PCs mit Pentium-Prozessor und 80 Tower-PCs mit 486er Prozessor.

  • Für die Planung komplexer Erzeugnisse wie z.B. Autos gibt es zwei mögliche Ansätze:

  • Wenn Sie Ihren Kunden gestatten, das Produkt vollständig zu konfigurieren, können Sie die Komponenten direkt z.B. mit der Strategie Vorplanung auf Baugruppenebene (70) planen. Dieser Ansatz würde zu einem Satz von Planprimärbedarfen für alle Komponenten führen (die nicht verbrauchs- oder KANBAN-gesteuert beschafft werden). Sie können diese Planprimärbedarfe manuell eingeben. Um den Prozeß zu vereinfachen, können Sie die Merkmale aber auch direkt planen und die Planprimärbedarfe der Komponenten automatisch vom System generieren lassen (siehe Strategie 89 . Darüber hinaus können Sie die Strategie Merkmalsvorplanung mit Sekundärbedarf (56) verwenden.

  • Ein weiterer Ansatz, der auch für sehr komplexe Erzeugnisse wie z.B. Autos anwendbar ist, ist die Definition einer Reihe von Materialvarianten (zuvor als lagerhaltige Type bezeichnet), die mit einer Lagerfertigungsstrategie gefertigt werden. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, daß Ihre Kunden sofort mit Produkten aus dem Lager versorgt werden können. Der Nachteil ist, daß die Kunden das Produkt nicht vollständig konfigurieren können. Sie müssen die Waren ab Lager kaufen.

Siehe auch:

Variantenkonfiguration