Kanban ist ein Verfahren zur Produktions- und Materialflusssteuerung, basierend auf einer Rückwärtsverkettung von Vorgängen in der Fertigung. Der Nachschub oder die Fertigung eines Materials wird mit Kanban erst dann in die Wege geleitet, wenn eine Fertigungsstufe das Material tatsächlich benötigt.
Der Anstoß zur Lieferung des Materials kann mit Kanban zum Beispiel dadurch ausgelöst werden, dass der Arbeitsplatz, der ein Material benötigt, eine Karte zu dem Lieferanten sendet, der das Material herstellt. Die Karte beschreibt, welches Material in welcher Menge wohin geliefert werden soll. Diese Karten (japanisch Kanban) haben dem Verfahren seinen Namen gegeben.
Ein weiterer Vorteil von Kanban liegt darin, die Übermittlung der Wiederbeschaffungsdaten weitgehend zu automatisieren. Das heißt, das Lesen des Barcodes genügt, um die zur Beschaffung notwendigen Daten zu übermitteln sowie beim Erhalt der Materialien den Wareneingang zu buchen.
Mit der Internet-Anwendungskomponente Kanban kann der Lieferant die Information über leere Behälter direkt über das Internet abfragen. Diese Art der Nachschubübermittlung stellt also z.B. eine Alternative dazu dar, dem Lieferanten den Kanban (d.h. die Karte) zu senden oder dem Lieferanten Kanbans für leere Behälter mitzugeben, wenn dieser die nachgeforderten Behälter abliefert. Außerdem kann der Lieferant geplante Lieferungen direkt über das Internet bestätigen.
Weitere Informationen zu Kanban finden Sie in PP - Kanban .
Weitere Informationen über Internet-Anwendungskomponenten finden Sie unter SAP-Internet-Anwendungskomponenten .
Business-to-Business
Wenn Sie als Kunden einem Lieferunternehmen die Internet-Anwendungskomponente Kanban anbieten möchten, haben Sie u.a. folgende Vorteile:
Der Lieferant kann die Produktbestände auf allen relevanten Regelkreisen schnell überblicken und feststellen, welche Mengen welches Produkts geliefert werden müssen. Der Lieferant kann dann auch direkt via Internet aus derselben Sicht heraus die Liefermengen avisieren.
Die Auswertung Ihrer Produktbestände durch den Lieferanten sowie das Zusammenstellen des Liefervorrats und die Bestätigung von Liefermengen, können rund um die Uhr erfolgen, und diese Funktionen stehen weltweit zur Verfügung.
Die Internet-Umgebung ist einfach aufgebaut und kann vom Layout her den betrieblichen Gegebenheiten des Lieferanten angepasst werden. Der Lieferant benötigt keine SAP-Kenntnisse.
Der Benutzer, der die Produktbestände prüfen und wieder auffüllen will, muss die Berechtigungen für den Zugriff auf die folgenden Daten haben:
Berechtigungsobjekt |
Beschreibung |
---|---|
F_LFA1_APP |
Kreditor: Anwendungsberechtigung |
Um die Anwendungskomponente im Internet zu starten, müssen folgende Voraussetzungen geschaffen werden:
Der Lieferant muss im Lieferantenstamm des SAP-Kundensystems angelegt sein.
Der Lieferant benötigt einen Internet-Benutzerstammsatz zum Benutzertyp BUS1008 und ein Passwort im SAP-Kundensystem.
Über die Transaktion SU05 können Sie für Internet-Benutzer Passwörter anlegen, ändern und löschen. Um den Lieferanten eindeutig zu identifizieren, geben Sie neben der Lieferantennummer den Objekttyp BUS1008 ein.
Im Kundensystem müssen die Daten gepflegt sein, die für Kanban mit Nachschubstrategie “Fremdbeschaffung” notwendig sind. Dazu gehören u.a. Regelkreise, entsprechende Nachschubstrategien, Infosätze, Verträge bzw. Lieferpläne.
Achtung
Regelkreise, die eine Nachschubstrategie mit der Steuerungsart 5 (“Abwicklung über Orderbuch”) haben, werden nicht berücksichtigt.
Die Internet-Anwendungskomponente ist eine speziell auf die Bearbeitung durch den Lieferanten zugeschnittene Quellensicht auf die Kanban-Tafel.
Die folgenden Unterschiede bestehen zwischen der ERP-Standardtransaktion (Kanban-Tafel: Quellensicht zum Lieferanten) und der Internet-Anwendungskomponente:
In der Internet-Anwendungskomponente können die Regelkreise online nach verschiedenen Kriterien zusammengestellt werden. Außerdem kann der Lieferant einen Liefervorrat zusammenstellen und diesen Liefervorrat auch direkt bestätigen. Als Ergebnis der Bestätigung erhält der Lieferant eine Übersicht der erfolgreichen bzw. fehlerhaften Buchungen.
In der Internet-Anwendungskomponente kann der Status der Kanbans ausschließlich auf “in Arbeit” gesetzt werden. In der ERP-Transaktion stehen weitere Status zur Verfügung.
Für die Internet-Anwendungskomponente
Kanban
können Sie die Daten, die aus dem Regelkreis angezeigt werden, erweitern. Hierzu muss die im Standard ausgelieferte Transaktion geringfügig angepasst werden.
Achtung
Jede Änderung der ERP-Entwicklungsobjekte, die für die Internet-Anwendungskomponente verwendet werden, gilt als Modifikation.
Die Entwicklungsobjekte des Standardsystems sollten Sie daher auf keinen Fall verändern. Kopieren Sie stattdessen die notwendigen Programme und Templates in eigene Objekte im Kundennamensraum.
In der Internet-Anwendungskomponente werden vier Tabellen ausgegeben. In jeder Tabelle stehen programmintern mehr Felder zur Verfügung, als in der Standardversion im Internet angezeigt werden. Um in der Internet-Anwendungskomponente weitere Felder der Tabellen anzuzeigen, muss man das Tabellenfeld analog zu den bereits angezeigten Tabellenfeldern in den Steploop des zugehörigen Dynpros sowie das zugehörige Template aufnehmen.
Für die Tabelle im Frame |
Variablenname der Tabelle |
Dynpro |
Template |
---|---|---|---|
Kanbans |
LISTE1 |
1101 |
SAPMMPKW_1101 |
Liefervorrat |
LISTE2 |
1102 |
SAPMMPKW_1102 |
Erfolgreich im Kundensystem verbucht |
LISTE5 |
1201 |
SAPMMPKW_1201 |
Im Kundensystem nicht verbucht |
LISTE6 |
1202 |
SAPMMPKW_1202 |
Der Datenaustausch über das Internet erfolgt auf ERP-Seite über Transaktionen und Funktionsbausteine. Für Kanban im Internet werden die folgenden Entwicklungsobjekte benötigt:
Entwicklungsklasse: MDW2
Transaktion: PKW1
Modulpool: SAPMMPKW
Funktionsgruppe: MPKW
Funktionsbausteine:
BAPI_Kanban_GETLISTFORSUPPLIER
BAPI_Kanban_SETINPROCESS
BAPI_CREDITOR_CHECKPASSWORD
Die Ausgabe der Daten erfolgt mit Hilfe des Internet Transaction Servers. Dort werden die ermittelten Daten mit Ausgabeformularen abgemischt und dem Internet/Intranet im HTML-Format zur Verfügung gestellt.
Die Ausgabeformulare liegen in dem Unterverzeichnis PKW1 des Verzeichnisses TEMPLATES. Folgende Formulare werden verwendet:
SAPMMPKW_100.HTML
SAPMMPKW_110.HTML
SAPMMPKW_120.HTML
SAPMMPKW_1001.HTML
SAPMMPKW_1101.HTML
SAPMMPKW_1102.HTML
SAPMMPKW_1103.HTML
SAPMMPKW_1104.HTML
SAPMMPKW_1201.HTML
SAPMMPKW_1202.HTML
SAPMMPKW_1999.HTML
PKW1_D.HTRC
PKW1_E.HTRC
Die Ziffern in den Namen der Formulare entsprechen den korrespondierenden Dynpronummern.
Der Servicename dieser Internet-Anwendungskomponente ist PKW1. Unter diesemServicenamen finden Sie im SAP@Web Studio alle zugehörigen Dateien.