Mit dieser Funktion bilden Sie für eine Fertigungsversion eines Planungsrezepts oder einen Prozeßauftrag Abhängigkeiten zwischen folgenden Werten ab:
Menge und Eigenschaften des Produkts, wie z.B. dem benötigten Wirkstoffanteil
Menge und Eigenschaften von Materialkomponenten, d.h. Materialpositionen und deren Chargen
Vorgangs- und Phasenmengen
dem zu einem Vorgang bzw. einer Phase erwarteten Ausschuß
Sie benötigen diese Funktion in folgenden Fällen, um die in Stückliste, Planungsrezept oder Prozeßauftrags hinterlegten Mengen anzupassen:
zur Berechnung von Komponentenmengen, wenn diese sich nicht proportional zur Produktmenge verhalten oder unterschiedliche Wirkstoffkonzentrationen von Chargen berücksichtigt werden müssen
zur Berechnung der Produktmenge, d.h. der Basismenge des Planungsrezepts bzw. der Auftragsmenge, wenn diese an veränderte Komponentenmengen angepaßt werden muß, z.B. weil eine Charge einer Komponente immer vollständig aufgebraucht wird
zur Berechnung des erwarteten Phasenausschusses, wenn dieser im Auftrag in den Phasendaten (Bild
Mengen/Leistungen
) ausgegeben und für Plan-Ist-Auswertungen im Rahmen des Logistikinformationssystems zur Verfügung stehen soll
zur Berechnung von Vorgangs- und Phasenmengen, wenn diese nicht identisch mit der Produktmenge sind, z.B. da das durch den Ausschuß verursachte Mengengefälle berücksichtigt werden muß
Die Formeln der Materialmengenberechnung erfassen Sie im Planungsrezept oder im Prozeßauftrag. Bei Bedarf übergeben Sie die Formelergebnisse aus dem Rezept in die Stückliste.
Die Materialmengenberechnung wird bei der weiteren Verarbeitung immer dann ausgeführt, wenn Sie Rezept und Stückliste über die Fertigungsversion selektieren und dann eine Terminierung ausführen, also z.B. bei der Eröffnung eines Prozeßauftrags, bei der Umsetzung von Planaufträgen und bei der Erzeugniskalkulation, nicht aber bei der Materialbedarfsplanung ohne Feinplan.
Im Rahmen der Bedarfsplanung und der Erzeugniskalkulation werden anhand der Materialmengenberechnung die Material- und Vorgangsmengen ermittelt, die z.B. für Reservierungen und Einzelkostennachweis benötigt werden.
Im Prozeßauftrag liefert die Materialmengenberechnung die auftragsspezifischen Mengen. Die Formeln für die Berechnung werden aus dem Planungsrezept übernommen, Sie können sie jedoch im Auftrag ändern und die Berechnung neu anstoßen, wenn sich z.B. aufgrund der Chargenfindung eine neue Berechnungsgrundlage ergibt. Die errechneten Mengen sind die Basis für Reservierungen, Terminierung, Kapazitätsplanung und Kalkulation.
Damit Sie die Materialmengenberechnung in einem Planungsrezept nutzen können, muß zum Planungsrezept eine Fertigungsversion definiert sein.
Damit die Daten der Materialmengenberechnung aus einem Planungsrezept in den Prozeßauftrag übernommen werden, müssen Sie den Prozeßauftrag mit der zugehörigen Fertigungsversion eröffnen.
Damit der in der Materialmengenberechnung errechnete Ausschuß im Prozeßauftrag in die zugehörige Phase übernommen wird, muß die Ausschußverwaltung in den Parametern der zugehörigen Auftragsart aktiviert sein (siehe Customizing des Prozeßauftrags).
Formeldefinition
Bei der Formeldefinition stehen Ihnen in der Materialmengenberechnung folgende Funktionen zur Verfügung:
die gängigen arithmetischen Operatoren bzw. Funktionen sowie Referenzen auf Mengen und Materialeigenschaften (siehe Grundfunktionen der Materialmengenberechnung )
Funktionen, mit denen Sie eine Materialmengenberechnung auf der Basis von Chargendaten ausführen können (siehe Materialmengenberechnung mit Chargendaten )
Dank dieser Funktionen können Sie die Materialmengenberechnung z.B. in Verbindung mit der Wirkstoffabwicklung der Chargenverwaltung nutzen, um so das Mengengerüst Ihrer Aufträge auf Grundlage exakter Wirkstoffmengen zu planen.
Besonderheiten bei der Verarbeitung der Werte
Je nach Art des zu berechnenden Wertes sollten Sie zusätzlich folgende Besonderheiten beachten:
Die Formeln für Produkt- und Komponentenmengen dürfen nicht wechselseitig aufeinander referieren.
Wenn Sie zu einem Produkt im Materialstammsatz oder dem Auftragskopf einen Ausschuß geplant haben, werden Produkt- und Komponentenmenge bei der Mengenberechnung ohne Formeln automatisch erhöht.
Wenn Sie zu einer Komponente im Materialstammsatz, der Stückliste oder der Materialliste des Prozeßauftrags einen Ausschuß geplant haben, wird die Komponentenmenge bei der Mengenberechnung ohne Formeln automatisch erhöht.
Bei der Mengenberechnung mit Formeln wird der geplante Ausschuß nicht automatisch berücksichtigt. Sie müssen ihn bei Bedarf explizit in die Formel aufnehmen.
Der zu einer Phase errechnete Ausschuß führt nicht automatisch zu einer Reduzierung der nachfolgenden Phasenmengen. Sie können das durch den Ausschuß verursachte Mengengefälle jedoch über die Formeln der Vorgangs- und Phasenmengen abbilden.
Bei Auftragsnetzen wird die Materialmengenberechnung nur innerhalb des führenden Auftrags unterstützt. Kopf- und Komponentenmengen der untergeordneten Aufträge werden proportional zur Produktmenge ermittelt. Erfassen Sie daher keine Formeln
für Direktfertigungskomponenten des führenden Auftrags
für Materialien oder Phasen untergeordneter Aufträge
Ausführung der Materialmengenberechnung
Die Materialmengenberechnung kann im Rahmen der Produktionsplanung wie folgt angestoßen werden:
automatisch im Zusammenhang mit Funktionen, bei denen eine Terminierung ausgeführt wird (siehe oben unter
Integration
)
Die Materialmengenberechnung berechnet die Komponenten-, Vorgangs-, Phasen- und Ausschußmengen, für die eine Formel gepflegt ist. Die Produktmengenrechnung wird bei der automatischen Materialmengenberechnung nicht ausgeführt.
Komponentenmengen, zu denen keine Formeln hinterlegt sind, wurden schon zuvor (z.B. bei der Auftragsfreigabe oder der Stücklistenauflösung) proportional zur Produktmenge errechnet.
manuell im Planungsrezept oder Prozeßauftrag
Hierbei entscheiden Sie, ob zusätzlich zu Komponenten-, Vorgangs-, Phasen- und Ausschußmengen auch die Produktmenge errechnet werden sollen.
Wenn Sie die Produktmengenrechnung ausführen, werden Komponentenmengen mit Formel anschließend automatisch neu berechnet. Beachten Sie jedoch, daß Komponentenmengen ohne Formel nicht an die veränderte Produktmenge angepaßt werden.