Notwendigkeit von parallelen Bewertungssichten 

Aus den im Abschnitt Betriebswirtschaftliche Ziele von Transferpreisen bereits genannten unterschiedlichen Sichten auf einen Konzern, ergeben sich zum Teil unabhängige Bewertungssichten mit den bereits beschriebenen eigenständigen Zielen.

Entsprechend der unterschiedlichen Informationsbedürfnisse müssen nun die Ergebnisse der Geschäftstätigkeit, wie auch die Materialbestände aus Sicht der relevanten Bewertungen dargestellt werden. Es handelt sich um folgende Sichten:

●     Legale Sicht

Die legale Sicht ist die Sicht des Einzelunternehmens, bei der Lieferungen und Leistungen zwischen selbständig bilanzierenden Konzernunternehmen gemäß der gesetzlichen Rechnungslegungspflicht dargestellt werden.

●     Konzernsicht

In der Konzernsicht werden Lieferungen und Leistungen innerhalb eines Konzerns zu Konzernherstellkosten dargestellt, wobei Zwischengewinne zwischen Konzernunternehmen eliminiert werden.

●     Profitcenter-Sicht

In der Profitcenter-Sicht werden die Lieferungen und Leistungen zwischen Profitcentern zu Zwecken der internen Erfolgsermittlung und Unternehmenssteuerung mit internen Preisen (Managementansätzen) bewertet.

Für viele Unternehmen stellt sich daher die Frage, ob diese parallelen Wertansätze durchgängig im System geführt werden müssen oder durch entsprechende Wertberichtigungen am Periodenende erzeugt werden können.

Für die Fertigung eines Produkts werden typischerweise Rohstoffe von “Dritten” (konzernexternen Unternehmen) beschafft und im Rahmen mehrerer Fertigungsstufen in unterschiedlichen Verantwortungsbereichen (d. h. legalen Unternehmenseinheiten oder Proficentern) weiterverarbeitet, veredelt und weiterverkauft. Dabei kommen unterschiedliche Werte aus legaler Sicht, Konzern- und Profitcenter-Sicht zustande.

Es wird sehr schnell deutlich, dass der einzige Weg zu zuverlässigen Controllinginformationen darin besteht, den Mengenfluss der Logistik mit mehreren parallelen Wertflüssen abzubilden. Eine parallele Bewertung der Bestände über durchgängige parallele Werteflüsse im Rechnungswesen sind daher tragende Grundpfeiler der Transferpreislösung.

Würden Sie in diesem Umfeld die Materialien nur mit einem Wert bewerten, können pauschale Sammelbewertungsverfahren am Periodenende nur mit großer Ungenauigkeit die notwendigen Informationen für ein umfassendes Konzerncontrolling bereitstellen.